Zusammenfassung
Zielsetzung
Analyse der Remissionsraten und Therapiestrategien bei früher rheumatoider Arthritis unter Alltagsbedingungen
Methode
Zwischen 2010 und 2013 wurden 1301 Patienten von 89 Rheumatologen in Deutschland in die Früharthritiskohorte „Course And Prognosis of Early Arthritis“ eingeschlossen und bis zu 2 Jahre im Verlauf beobachtet. Für 669 Patienten mit rheumatoider Arthritis liegen komplette 2‑Jahres-Daten vor.
Ergebnisse
Bei 93 % der Patienten bestand initial eine moderate bis hohe Krankheitsaktivität (Disease-activity-Score DAS28 > 3,2). Nach 6 Monaten erreichten 40 % eine klinische Remission (DAS28 < 2,6) und 21 % eine niedrige Krankheitsaktivität (DAS28 > 2,6 bis < 3,1). Dieser Anteil konnte in den 2 Beobachtungsjahren nicht substanziell gesteigert werden. Methotrexat wurde bei 82 % der Patienten als erste Basistherapie eingesetzt. Im Verlauf erhielten 10 % der Patienten eine Kombination von krankheitsmodifizierenden Antirheumatika und 12 % Biologika. Bei 60 % der Patienten, die nach 3 Monaten nicht in DAS28-Remission waren (und bei 54 % nach 6 Monaten) wurde kein Therapiewechsel durchgeführt. Zu Beginn erhielten 77 % der Patienten Glukokortikoide in Startdosierungen zwischen < 7,5 mg (26 %), 7,5–20 mg (29 %) und ≥ 20 mg (45 %) Prednisolon pro Tag. Nach 2 Jahren wurden 47 % weiterhin mit Glukokortikoiden therapiert.
Schlussfolgerung
Während 40 % der Patienten in den ersten 6 Monaten durch die Standardversorgung eine klinische Remission erreichen, bleibt die Krankheitsaktivität bei 37 % der Patienten in den ersten 2 Jahren moderat bis hoch. Bei diesen Patienten könnte möglicherweise durch eine konsequentere Therapieanpassung die Ansprechrate gesteigert werden.
Abstract
Objective
To evaluate remission rates and therapeutic strategies in the routine care of early rheumatoid arthritis.
Methods
Between 2010 and 2013, a total of 1,301 patients with early arthritis were followed by 89 rheumatologists for up to 2 years in an early arthritis cohort (CAPEA). Complete 2-year data are available for 669 patients with rheumatoid arthritis.
Results
Ninety-three percent of patients were diagnosed with a moderate or high disease activity score (DAS28 > 3.2). Within 6 months, 40 % were in clinical remission (DAS28 < 2.6) and 21 % reached a low disease activity score (DAS28 > 2.6 to < 3.2). This proportion did not substantially increase during the 2-year follow-up. Methotrexate was the standard first-line treatment in 82 % of patients. During follow-up, 10 % were treated with a combination of disease-modifying antirheumatic drugs (DMARDs) and 12 % with biological agents. In 60 % of the patients who did not reach remission within 3 months (and 54 % of patients without remission by 6 months), treatment was not changed. At the beginning, 77 % of patients were treated with glucocorticoids at different starting doses (26 % < 7.5 mg, 29 % 7.5–20 mg, and 45 % ≥ 20 mg of prednisolone per day). After 2 years, 47 % remained on glucocorticoids.
Conclusion
While 40 % of patients achieved clinical remission through standard care within 6 months, disease activity remained moderate to high in 37 % of patients at 2 years. In these patients a more consistent application of treatment may have increased the response rates.
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Danksagung
In erster Linie möchten wir uns bei allen Patienten bedanken, die durch ihren Einschluss in die Studie und die sorgfältige Dokumentation der Patientenbögen eine umfangreiche Auswertung von Daten ermöglicht haben. Der Dank geht weiterhin an alle Ärzte und Mitarbeiter in den 89 Einrichtungen, die sich an dem Projekt beteiligt haben. Zu großem Dank verpflichtet sind wir der im Jahr 2014 verstorbenen Gisela Westhoff, die die Studie Course And Prognosis of Early Arthritis (CAPEA) maßgeblich initiiert und als Studienleiterin in der Entwicklung und Durchführung betreut hat. Diese Publikation stützt sich auch auf Ideen und vorläufige Auswertungen von Gisela Westhoff.
Wir danken den Mitarbeitern der Firma Winicker Norimed GmbH, Nürnberg, Deutschland für das sorgfältige Monitoring der Studie. Herrn Dr. Meng und Herrn Dr. Behmer von Pfizer Deutschland GmbH, Berlin, Deutschland danken wir für ihre engagierte und vorbehaltlose Unterstützung der Studie. Insgesamt haben über 1500 Personen an CAPEA mitgewirkt. Allen gilt unser Dank für ihre jeweilige Mitarbeit.
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Interessenkonflikt
K. Albrecht hat Honorare für Referententätigkeit von Abbvie erhalten. J. Callhoff hat ein Vortragshonorar von Pfizer erhalten. E. Edelmann hat Honorare für Vorträge, als Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten sowie für Forschungsprojekte von Abbvie, Pfizer, MSD, Janssen, Roche und UCB erhalten. G. Schett gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. M. Schneider hat Honorare für Vorträge, als Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten und für vergütete konsiliarische Tätigkeiten sowie Forschungsgelder von Abbvie, Astra-Zeneca, BMS, Chugai, GSK, Lilly, MSD, Mundipharma, Pfizer, Roche und UCB erhalten. A. Zink hat Vortragshonorare von BMS, MSD, Pfizer, Roche und UCB erhalten. Die Studie wurde durch Pfizer Deutschland GmbH mit einem „unconditional grant“ gefördert.
Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 in der aktuellen, überarbeiteten Fassung durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung
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Redaktion
U. Müller-Ladner, Bad Nauheim
U. Lange, Bad Nauheim
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Albrecht, K., Callhoff, J., Edelmann, E. et al. Klinische Remission bei rheumatoider Arthritis. Z Rheumatol 75, 90–96 (2016). https://doi.org/10.1007/s00393-015-0019-5
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